Ein Twitterrant überführt hierher.
Der deutsche Fetisch der Berufsausbildung ist schon faszinierend. Ich habe in meinem Leben Callcenter-Agents ausgebildet, obwohl ich nie diese Berufsausbildung genossen habe. Das gab es 1980 als Berufsbild nicht. Was meine eigene Berufsausbildung anbelangt, hatten die nichts mit meinem Berufsleben zu tun. Nach dem abgebrochenen Gymnasium habe ich das BGJ-Bau absolviert, weil mein Vater unter anderem eine Baufirma besaß. Das hielten meine Eltern für sinnvoll. Heißt jetzt nicht, dass ich die Kenntnisse in meinem Leben nie verwenden konnte. Aber für die Jobs mit denen ich später Geld verdiente, war das vollkommen irrelevant. Es wird noch heute bei einer Bewerbung nach meiner Berufsausbildung von Personalern gefragt, obwohl der Zimmerer, mit dem Tätigkeitsfeld gar nichts am Hut hat und auch nichts mit dem was ich beruflich 40 Jahre getan oder nicht getan habe. Nach den 90er Jahren im Callcenterbereich bin ich dann im IT-Bereich gelandet. Obwohl ich zwar Dienstleistungen für Allianz, Siemens, Hypovereinsbank oder Infineon erbrachte, war ich nie direkt bei diesen Firmen beschäftigt.
Ein studierter Ingenieur von Lufthansa System Services fragte mich mal woher „Wir“ denn die guten Leuten bekämen. Ich schwurbelte was von Kontakten zusammen und erzählte ihm weder etwas darüber, dass ich nicht studiert hatte, noch darüber, dass mein Arbeitgeber im Prinzip jeden nahm
der unabhängig von der Ausbildung (ob Zimmerer, Mauer oder Koch war egal) fit genug in der Birne war um den Job zu machen. Sprich dem Einsteller die Ausbildung im Grunde egal war und er einfach nur fähige Leute suchte und deswegen keinen Personalmangel hatte.
Und wenn der Heil davon faselt, dass arbeitslos Leute sind, die ohne Berufsausbildung sind (und ja ich gehörte auch immer wieder dazu) dann ist das das Symptom. Ich war in meinem Leben nur bei Firmen beschäftigt, die darauf keinen Wert legten bzw. zur Berufsgenossenschaft kam ich nach der Bundeswehr durch eine Maßnahme des Arbeitsamtes. Die Behörde vermittelte mich als Behörde zu einer Behörde in den Schreibdienst. Der erste Monat kostete die andere Behörde nichts, weil das Schreiben von Phonodiktaten musste mir ja erst mal beigebracht werden. Nach vier Wochen gab es dann eine Prüfung und nach dem ich 160 Anschläge fehlerfrei schaffte, hatte ich den Job. Berufsausbildung für den Schreibdienst keine, machte ich meinen Job korrekt. Aber sicherlich.
War aber im Grunde der falsche „Beruf“ mit der Automatisierung und das Sachbearbeiter ihre Texte quasi selbst am Computer schreiben, hatte die Dienstleistung Behördenschreiben nach Phonodiktaten zu schreiben keine Zukunft. Das Tippen lernen hatte aber durchaus Vorteile für den anschließenden Callcenteragent. Der hieß nur damals nicht so und wurde auch nicht so gesucht. Die Jobbeschreibung der privaten Telefonauskunft war etwas unkonkret. Aber adem Arbeitgeber war meine Berufsausbildung egal.
Wenn überhaupt gab es die „Berufsausbildung“ nur als Beamtenjob bei der deutschen Post. Das wollte aber der neue Arbeitgeber gar nicht. Denn Serviceorientierung und sozusagen die „bessere“ Telefonauskunft waren ja das Ziel mit moderner datenbankgestützter Rufnummernauskunft.
War insofern eine spannende Zeit, weil es die erste private Telefonauskunft Deutschlands war und ich als einer der ersten fünf Angestellten dort, alles kennenlernte. Quasi vom Steckdosenanstreichen bei Einrichtung des Callcenters und aufstellen helfen der PKI-Anlage und so weiter und so fort. So kam ich auch mit Unix in Kontakt, wenn die Datenleitung nach Kiel hakte und ich Kunde der Supporthotline war um auf der Maschine von IBM einer RS6000, wenn ich das richtig erinnere Befehle einzutippen. Hatte mit der Mutterfirma dann auch den ersten Kontakt mit der Entwicklungsabteilung und lernte vi-Editor unter XWindowssystem zur Dateneingabe um eine Ortsumgebungssuche zu entwickeln.
Mehr Handsonmentalität bei dem Aufbau von etwas Neuem. Selbstverständlich dann schnelle Tippen bei Erteilung der Auskunft notwendig, sonst schafft man so ein Gespräch nicht in 17 Sekunden. Wer bringt einem die Gesprächsführung bei, wie man den Kunden fragen muss und wie die Information schnellst möglich zu bekommen um in schnellster Zeit die Telefonnummer zum Weiterverbinden oder Sagen zu haben? Niemand.
Bei Interesse kann das selbst erlernt werden – die Technik ist dabei nur die halbe Miete, die andere Miete ist effiziente Gesprächsführung und sich auf wildfremde Leute sich blitzschnell einstellen zu können. Und da du erste bist, der das gemacht hat, erstellst du irgendwann plötzlich Schulungsunterlagen und hast eine Klasse von 20 Neuangestellten überwiegend Studenten vor dir, denen du dein in der Praxis erworbenes Wissen beibringst. Beruf Callcenteragent gab es auch da noch nicht und keine IHK-Prüfung dazu.
Warum ich das schreibe nun ich war auch in den 2000er und 2010er hie und da arbeitslos. Wenn du dann eine Ablehnung mit dem verdeckten Hinweis, dass du ja keine Callcenteragentausbildung hättest, bekommst dann stehst du etwas davor wie ????
Aber klar du Idiot hast deine Bewerbung einem städtischen Behördenunternehmen geschickt und dir hätte klar sein müssen, dass so eine Behördenapparat nur den Fetische Berufsausbildung kennt. Wie konntest du nur auf den irrwitzigen Gedanken kommen, dass du den Job kannst. Ohne
Berufsausbildung bist du ein Niemand für manche Unternehmen. Es ist egal was du kannst. Hast du keine Berufsausbildung, dann stehst du erst mal dem Markt solange in der Warteschlange, bis irgendwer sagt: „Komm zu mir mir ist deine Berufsausbildung wurscht.“
In gewisser Weise war das auch im IT-Bereich später so. Damals gab es noch keine Scheine wie ITIL und anderes Zeug und den IT-Systemelektroniker sowieso nicht.Aufgrund des Jahrtausendwechsels alter Systeme,die irgendwie nicht auf vier stellen programmiert wurden in den 70er Jahren war halt einfach Not am Mann. Übrigens habe ich bei meiner ersten IT-Fortbildung einer Windows 3.11 Schulung einen Lachkrampf bekommen. Das also soll jetzt das professionelle Windows sein. Das konnte mein Atari Anfang der 80er Jahre schon besser.
Hab durchaus ein paar Scheine gemacht, aber nicht weil mir der Lehrer da irgendwas beibringen konnte, sondern einfach nur für die deutsche Scheinmentalität. Den CEfOSS den ich machte, war allerdings mehr oder weniger für die Katz. Ausser vielleicht dafür gut, dass ich PHP damals von grundauf systematisch lernte und nicht nur so selbst beigebracht und das was mir in den Neunziger passierte, das ich nicht wusste, was ein Array ist, damit wohl nie wieder passierte.
Der Fehler der mir da in den Mitte der Neunziger passierte, ärgert mich bis heute. Die Personaleinsatzplanung funktionierte und berechnete die freizugebenen Dienste vollkommen korrekt. Diesbezüglich war nichts falsches dran. Das Progrämmchen allerdings, das ich da pflegte
schrieb die Daten auf die Festplatte und holte sich diese dann wieder von der Festplatte. Ich Idiot kannte kein Array. War im Grunde in der Praxis nicht weiter schlimm. Programm am Abend gestartet und am nächsten Morgen war Kollege Computer fertig. Das ging bis zu dem Tage so, bis ein Student der Mathematik ein Blick drauf war,f letztlich die Daten einfach ein ein Array schmieß und das Ding in gefühlt Nullkommanix fertig war.
Dann hat eben systematische Ausbildung schon was. Seitdem bringe ich immer den Spruch „Programmierer bin ich nicht.“ – ja ich kann Programme schreiben, aber nicht nur das ich keine Ausbildung darin habe, es fehlt an systematischen Überblick über den gesamten IT-Bereich. Und das ist dann auch wieder so ein Zwiespalt zwischen Scheine sind gut und Scheine sind schlecht. Eine systematische Ausbildung kann durchaus nicht schaden, das ist grundsätzlich gut. Aber für viele Tätigkeiten ist sie nicht notwendig. Wissensdefizite kann jeder in der sich ständig wandelnden Welt immer haben.
Bei einer Veranstaltung die ich mal organisierte, wusste ich schlichtweg nicht was ein Booker ist. Den hätte ich aber wohl dringend gebraucht. Ging auch so gut, aber dennoch. Wissensdefizit. Aber es kommt ja noch was anderes hinzu. Kein Unternehmen ist gleich und selbst die Berufsausbildungen können sich außer den notwendigen Grundkenntnissen massiv von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden.
Callcenteragent ist auch nicht gleich Callcenteragent. Inbound ist nicht Outbound und das sind zwei total unterschiedliche Menschentypen. Outbound sind eher die Manupulativen und Drücker und Inbound die Serviceorienten und Helfer.
Einen Inboundler an eine Outbound-Hotline zu setzen geht garantiert schief. Das begreifen aber dann Arbeitsamtsvermittler nicht. Für die ist ein Callcenteragent ein Callcenteragent. Die verstehen ja noch nicht mal was für Betrügerfirmen es da auf dem Markt gibt. Das Jobcenter hat mich mal an so eine Betrügerfirma vermittelt,die roch schon vorher danach. Aber dank #HartzIV-Gesetze bist du verpflichtet sowas anzunehmen. Die Firma hat mich keine Woche gesehen. Nein ich schwatze Leute nicht irgendwelche Anzeigen für nullwertiges Vereinsblatt ohne Reichweite auf, dessen Sinn und Zweck nur darin besteht die Anzeigen abzudrucken und den Leuten überzogene Anzeigengebühren aus der Tasche zu ziehen am besten noch im Abonnement.
Aber ja mit so einem Scheiß kann man Geld verdienen. Mir geht es aber nicht nur um das Geld verdienen, sondern ich möchte mir nach getaner Arbeit noch abends in den Spiegel blicken können und das Gefühl haben ich bin ein anständiger Mensch und nicht sich fragen müssen, wie viele alte Omas habe ich um ihr Erspartes gebracht. Wobei den Typen die alte Omas abzocken, ist das sowieso egal ist. Die kümmern sich im Grunde einen Dreck darum – Hauptsache Provision kassiert – und wenn die Leute so dumm sind, dann sind die nach deren Ansicht halt selber schuld.
So richtig verboten sind solche Abzockgeschäfte nicht, aber sie vertragen sich halt nicht mit meinem Weltbild. Aber klar Hauptsache Berufsausbildung – das ist wichtig in Deutschland. Gerade unter den Anzeigenverkäufern habe ich alles mögliche schon erlebt. Ich war mal bei so einer dubiosen Firma, die Anzeigen für die deutsche Polizeigewerkschaft verkaufte. Was für ein seriöser Türöffner – OMANN da legst di nieder. Oder Mitgliederwerbung für dieses dubiose Unfallopferhilfswerk. Dessen ganze Aktivitäten beschränken sich nur darauf den Schein für die Mitgliederwerbung aufrecht zu erhalten. Das meiste Geld landet im Grunde im Vertrieb und Provisionen. Das geht schon über 40 Jahre so.
Immer haarscharf an der Grenze der Legalität und nur um arme Omas abzuzocken. Irgendwas mit Tierschutz ist auch sehr beliebt. Die armen Tiere, wer wird dazu schon nein sagen. Den Abzockern ist das sowas an wurscht, die beherrschen die Tränendrüse perfekt.
Und manche arme Schweine die um die Häuser ziehen oder an der Line hocken sind dabei selbst noch die Ausgebeuteten. Die mit Provisionsverfall in eine Schuldenfalle getrieben werden, dass sie mit diesen Schulden noch mehr verkaufen. Mit dem Jobcenterdruck von Heil dann quasi noch in diese „Karrieren“ getrieben und Hauptsache sie sind weg aus der Arbeitslosenstatistik. Manchmal stößt mich diese Gesellschaft sowas von ab. Aber die @spdde interessiert schon seit 40 Jahren nicht dafür.
Gerade bei diesen Niedergetrampelten in Drückerkollonen findet man dann auch noch rechtsradikale Ansichten, die in ihrer Schuldenfalle einen Hass auf die Gesellschaft schieben. Glaube die @spdde und @cducsubt will das so.
Politische Sonntagsreden und deutsche Illusionen passen schon lange nicht mehr zur Realität. Die Armen sind entrechtet und entmachtet. Die ganze Journalie interessiert sich nur selten dafür. Ab und zu besucht das Bildungsbürgertum mal das Elend regt sich einmal heftig über die Zustände auf um dann gemütlich weiterzuziehen und die Zustände wieder zu vergessen. Klar ist es richtig, dass so die richtig Kriminellen, die es noch bunter treiben in der Türkei sitzen. Aber das die auf die Idee kommen sich als Polizei auszugeben, hat auch was mit den deutschen Verhältnissen zu tun.
Jegliche Art von Abzocke hat eigentlich keinen Verfolgungsdruck in Deutschland. Die Konstrukte sind halt kompliziert und manchmal schwer zu durchschauen und brauchen einen erheblichen Ermittlungsaufwand. Das das Unfallopferhilfswerk eigentlich Betrug ist, ist schwer zu beweisen. Denn so schlau sind die Abzocker auch, dass gewisse Rahmenbedingung haarscharf an der Grenze der deutschen Gesetze konstruiert werden müssen, damit das Geschäftsmodell nicht kaputt geht. Das ist wie mit #CumEx
Und im Zweifel haben solche Betrügerorganisationen das deutsche rote Kreuz als Schützenhilfe oder die Johanniter – mit genügend Lobbyarbeit wird es schon möglich sein, diese Form der Mitgliederwerbung zu erhalten. Und da sich auch Großkonzerne solcher Vertriebsmethoden mit Subsubsubunternehmern bedienen, wird das wohl auch bis zum St-Nimmerleinstag legal sein.
Manche Struckis werden dann noch so groß, dass sie fröhlich mit dem Kanzler dinieren und man sich gegenseitig in der Popularität sonnt. Über welche Leichen man groß geworden ist, interessiert niemanden.Ja am besten noch den @c_lindner von privater Altersversorge schwaffeln lassen. Die privaten Altersversorgungen der 80er-Jahre funktionierten ebensowenig. Doch wenn die Provisionen der 80er Jahre schon längst verfrühstückt sind und im Porsche und der Villa stecken, kann man ja
schnell noch mehr solcher Privatverträge fordern. Dass die in 40 Jahren dann nicht funktionieren werden genauso wie die Verträge der 80er – das ist für die Abzocke egal.
Das glaubhafte Versprechen in der Gegenwart zählt wie „ach die armen Tiere“ so funktioniert auch „Du willst doch nicht in Altersarmut leben.“ und schon hat der junge Mensch irgendeinen Vertrag aufs Auge gedrückt bekommen der eine fette Provision beinhaltet und das der Vertrag niemals vor Altersarmut schützt, juckt den Verkäufer einen Scheissdreck.
Es reicht aber um mit dem Kanzler zu dinieren und ihn schön auszuführen und ihm das als Lösung zu verkaufen. Diese Republik ist korrupt und gierig in der Oberklasse ohne Skrupel und ohne Anstand. Ach wer es nicht begriffen haben sollte, ich kann auch mit Carsten Maschmeyer und Gerhard Schröder Ross und Reiter nennen. Und frei nach Warburg und Scholz hat sich an diesen Strukturen nichts geändert.
Wichtig ist, dass die Protagonisten immer straffrei ausgehen und im Zweifel verschwinden unter Schäuble halt einfach mal ein paar Listen im Finanzministerium und sollte es zu auffällig werden wirft man halt einen kleinen Hoeneß in das Gefängnis.
Die Fussballer sind bezahlte Unterhaltungskräfte mit denen kann man es machen. Klar traf es mit dem FCBayern-Boss jemanden der fleissig auch mitspielte, aber ich kann die Bayernfans schon verstehen, die ihm die Stange halten, weil er keiner der üblichen Abzocker ist. Aus Sicht eines #HartzIV-Empfängers ist Hoeneß natürlich ein ganz großer, aus Sicht derer die ihr Geld verstecken und mit #CumEx abzocken und vielleicht noch die Gesetze dazu lobbyieren eine Kleiner, den man schon mal zu Fraß hinwerfen kann.
Was eigentlich mit der heiligen Berufsausbildung des Hubertus Heil begann, ist jetzt zu einem Rant ausgeartet, der die strukturellen Verhältnisse dieser Republik beklagt. Der Thread ist aber sinnlos. Danke fürs lesen. Mir geht es jetzt besser.