Deutschland – eine Gesellschaft der Exponentien

Menschen unterschätzen oft, wie stark exponentielle Effekte wirken – sei es in der Natur, in der Technik oder beim Geld. Gerade beim Vermögen wird dies besonders deutlich. Wer die Mechanismen versteht, erkennt, warum wenige Superreiche so stark profitieren und warum viele Menschen kaum Vermögen aufbauen können.

Ganz oben in der Vermögenspyramide sieht das Bild dramatisch aus: Nur etwa 300 Personen in Deutschland besitzen mehr als eine Milliarde Euro. Darunter liegen rund 300 Haushalte mit Vermögen zwischen 100 Millionen und einer Milliarde Euro. Wer „nur“ zwischen 10 und 100 Millionen Euro hat, gehört immer noch zu einer Gruppe von 40.000 bis 100.000 Menschen, während 2,9 Millionen Haushalte Vermögen zwischen 1 und 10 Millionen Euro halten. Hier zeigt sich ein klarer Trend: Während die Zahl der Superreichen rapide abnimmt, steigt ihr Vermögen fast exponentiell.

Am anderen Ende der Skala sieht es spiegelbildlich aus. Die unteren 50 % der Bevölkerung besitzen ein Medianvermögen von rund 103.200 Euro. Fast die Hälfte dieser Haushalte verfügt über weniger als ein Prozent des gesamten Nettogeldvermögens. Unterhalb des Medians nimmt das Vermögen schnell ab, während die Zahl der Betroffenen stark ansteigt. Noch deutlicher wird dies bei den unsichtbar Überschuldeten und Bürgergeld-Empfängern: Etwa fünf bis sechs Millionen Menschen sind überschuldet, ohne staatliche Unterstützung, und weitere fünf Millionen erhalten Bürgergeld oder Hartz IV. Hier wachsen die Betroffenenzahlen exponentiell, während die Vermögensmittel rapide abnehmen.

Die „Mitte“ der Vermögenspyramide wird von den Millionären gebildet: Rund drei Millionen Menschen besitzen mindestens eine Million Euro, wobei der Großteil zwischen 1 und 10 Millionen Euro liegt. In dieser Gruppe wirkt der Vermögenszuwachs noch relativ linear, bevor er an der Spitze wieder exponentiell zunimmt.

Die Vermögensungleichheit wird besonders deutlich, wenn man sie grafisch betrachtet. Die folgende Abbildung zeigt den Anteil am gesamten Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland über die letzten Jahre:

Man erkennt: Die obere 10 % halten einen wachsenden Anteil am gesamten Vermögen, während die untere Hälfte nahezu unverändert nur einen minimalen Bruchteil besitzt. Die Mitte – also die Haushalte zwischen 50 % und 90 % – bleibt relativ stabil, kann aber die Lücke zur Spitze nicht schließen.

Dieses Muster zeigt: Deutschland ist eine Gesellschaft der Exponentien. Nur wenige gewinnen extrem stark, während viele Menschen deutlich verlieren. Wer die exponentielle Wirkung von Kapital versteht, erkennt, warum sich drei Millionen Millionäre gegenüber drei Millionen unsichtbar Armen behaupten können – und warum die Spitze so unsichtbar mächtig ist.

Exponentielle Effekte sind oft unsichtbar, aber ihre Folgen für die Vermögensverteilung sind klar und unübersehbar. Sie prägen die wirtschaftliche Realität und die soziale Landschaft unseres Landes – und wer sie versteht, versteht die Mechanik von Macht und Reichtum in Deutschland.


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