Reich ist nicht gleich reich – Schicksalsschlag

Arm, reich oder nur ein Schicksalsschlag entfernt?

Warum wir die Vermögensfrage neu betrachten sollten

1. Das Bild von „den Reichen“

Wenn in Deutschland über Reichtum gesprochen wird, denken viele an Yachten, Villen und Milliardäre. Doch die Zahlen zeigen:

  • Das Medianvermögen in Deutschland liegt bei etwa 106.000 Euro.

  • Wer deutlich mehr hat, gehört bereits zu den oberen 10–20 %.

  • Wer deutlich weniger hat, ist schon sehr nah an der Armutsgrenze.

Mit anderen Worten: Der Abstand zwischen „normal“ und „reich“ ist kleiner, als viele denken – und der Abgrund nach unten ist erschreckend nah.


2. Ein Schicksalsschlag reicht

Was passiert, wenn ein Job wegfällt, Krankheit oder Scheidung das Leben durchrütteln? Dann greifen die Regeln des Bürgergelds.
Das Bundessozialgericht hat 2012 entschieden: Ein Ehepaar, dessen Kinder ausgezogen sind, musste sein Haus mit 120 m² verkaufen, obwohl es ihr Lebensmittelpunkt war – weil es nun als „zu groß“ galt.
Selbst wenn ein Haus eine Million wert ist, muss es also erst „aufgegessen“ werden, bevor der Staat unterstützt.

Das zeigt: Vermögen ist oft Sicherheit auf Zeit – aber kein unantastbarer Besitz.


3. Aus zwei Blickwinkeln

  • Für jemanden im Bürgergeldbezug erscheint ein Haushalt mit 106.000 € Vermögen „reich“. Das ist mehr, als er jemals ansparen könnte.

  • Für jemanden mit diesen 106.000 € erscheint es „Mittelmaß“. Doch: Ein längerer Schicksalsschlag – und genau dieses Vermögen muss verbraucht werden, bevor der Sozialstaat einspringt.

So treffen sich beide Perspektiven: Die Armen schauen nach oben und sehen Reichtum. Die Mittleren schauen nach unten und sehen Armut. Und beide liegen richtig.


4. Die eigentliche Botschaft

Reichtum ist nicht nur Yacht und Villa. Reichtum ist auch: eine Wohnung im Eigentum, ein abbezahltes Haus, ein sechsstelliger Betrag auf der hohen Kante.
Armut ist nicht nur „kein Geld“, sondern auch: ständig mit der Angst zu leben, dass ein Schlag das Wenige zerstört.

Wir müssen also ehrlicher darüber reden, wo in unserer Gesellschaft die Grenze zwischen „arm“ und „reich“ verläuft – und wie nah viele an dieser Grenze leben.


Reich ist nicht immer reich

Ob 0 € oder 106.000 € – die Lebensrealität trennt diese Gruppen weniger, als wir oft glauben. Beide sind verletzlich. Beide sind vom System abhängig. Und beide haben gute Gründe, die Strukturen zu hinterfragen, statt sich gegenseitig in „Neid“ oder „Privilegien“ zu verbeißen.

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